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In den bekannten Kaffeehäusern Wiens ticken die Uhren irgendwie anders: Das Interieur ist alt und gediegen, der Parkettboden knarrt bei jedem Schritt, die Marmortische fühlen sich kühl und glatt an. Auch die Kellner, die im Wiener Kaffeehaus Herr Ober gerufen werden möchten, sind so ganz anders als in einem herkömmlichen Café: Schick gekleidet, die Fliege sitzt perfekt, doch der Ton ist eher ruppig – Bestellungen werden meist mit ausdrucksloser Mine registriert, bei unangebrachten Formulierungen wie „Einen Kaffee bitte“ kann die Reaktion dafür umso emotionaler ausfallen.

Merke: Im Altwiener Kaffeehaus existiert ein „ganz normaler Kaffee“ ebenso wenig wie ein Latte Macchiato oder ein Americano – dafür fällt die Liste an köstlichen Kaffeespezialitäten umso länger aus. Mit einer Melange (Kaffee mit geschäumter Milch) machst du im Zweifelsfall alles richtig. Dazu erhältst du ein Glas Wasser und die Berechtigung, im Kaffeehaus deiner Wahl stundenlang Zeitung zu lesen oder mit deinen Freunden zu quatschen.

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Wir haben 8 einzigartige Altwiener Kaffeehäuser für dich recherchiert, in denen das besonders viel Spaß macht:

Einzigartige Kaffeehäuser in Wien – Unsere Top 8

Café Hawelka – Das Künstlercafé im ersten Bezirk

Das Café Hawelka wurde 1939 von Leopold Hawelka gemeinsam mit seiner Frau Josefine eröffnet, die zuvor das Kaffee Alt Wien in der Bäckerstraße betrieben hatten. Es wurde bald ein richtiges Künstlercafé, denn namhafte Gäste wie Oskar Werner, Helmut Qualtinger und  Ernst Fuchs wurden schnell zu Stammgästen des Hawelka.

Absolut legendär sind bis heute die frischen Buchteln, die von Josefine Hawelka nach einem böhmischen Geheimrezept zubereitet wurden.  Seit dem Tod der Kaffeehausbesitzerin halten die Enkel Amir und Michael die Tradition aufrecht und so weht nach wie vor jeden Abend der Duft von frisch gebackenen Buchteln durch das urgemütliche Kaffeehaus.

Als echtes Altwiener Kaffeehaus hat das Hawelka auch Spuren in der Populärkultur hinterlassen: So gibt es eine Dokumentation zum Ehepaar Hawelka („Königin Josefine – Die Hawelkas und ihr Café„), Georg Danzers berühmtes Lied vom Nackerten im Hawelka und Erwähnung fand das Hawelka ebenso in einem im Herbst 2009 erschienenen Buch „Darf man als Nackerta ins Hawelka? – Knigge für Fortgeschrittene“ von Helmut A. Gansterer.

Café Westend – Gemütlicher Zwischenstopp für Reisende und Pendler

Das Café Westend liegt an der oberen Mariahilferstraße und besticht mit seinem ganz eigenen, etwas herben Charme. Mit der Neueröffnung im September 2018 wurde dem Wiener Traditionscafé frischer Wind eingehaucht – aber keine Sorge: Das kultige Wiener Kaffeehausflair hat die Renovierung unbeschadet überstanden – ebenso die samtigen grünen Möbel, der alte Parkettboden sowie die klassischen Kaffeetische aus Marmor.

Foto: © Cafe Westend

Auch im 1895 eröffneten Altwiener Kaffeehaus sind die Ober nicht gerade für ihre Freundlichkeit bekannt – was einem Besuch im Café Westend jedoch besondere Authentizität verleiht. Neben unzähligen Kaffeespezialitäten und den klassischen Süßspeisen (Kaiserschmarrn, Esterhazytorte) gibt es im Westend auch leckere Gerichte für jede Tageszeit inklusive einer schönen Auswahl an vegetarischen Optionen.

Aufgrund seiner zentralen Lage am Wiener Westbahnhof wurde das Westend immer schon besonders gerne von Pendlern und Reisenden besucht. So wie in jedem Kaffeehaus gibt es zahlreiche Zeitungen und Magazine, die zum gemütlichen Verweilen einladen.

Café Prückel – Wiener Kaffeehaus im Stil der 50er Jahre

Das Café Prückel liegt am Stubentor zwischen dem MAK, der Universität für Angewandte Kunst und dem Wiener Galerienviertel und zieht mit regelmäßigen literarischen Veranstaltungen und Konzerten ein kunstinteressiertes Publikum an.

Foto: © achimbieniek.com

Auch Designliebhaber kommen in dem Ringstraßencafé voll auf ihre Kosten: Ein Teil des Cafés wurde in den 50er Jahren von dem bedeutenden Wiener Archiktekten Oswald Haerdtl neu gestaltet und bis heute in seinem Originalzustand belassen.

Im hinteren Teil des Cafés kannst du zudem die wunderschöne Jugendstil-Decke bestaunen, die von Johannes Spalt, Professor an der Universität für Angewandte Kunst, restauriert wurde.  Genau hinschauen lohnt sich!

Café Diglas – Traditionskaffeehaus hinterm Stephansdom

Hinter dem Stephansdom, an der Wollzeile, befindet sich das ehrwürdige Café Diglas. Das Diglas ist immer voll und es ist zuweilen echt schwierig, einen Platz zu ergattern. Doch keine Sorge – für Ausweichmöglichkeiten ist gesorgt, denn mittlerweile kannst du die besondere Atmosphäre des Traditionskaffeehauses an drei weiteren Standorten genießen:

Am Fleischmarkt verwöhnt dich das „Kleine Diglas“ mit traditionellen Mehlspeisen aus der hauseigenen Patisserie – diese werden praktischerweise auch gleich an das Diglas im Schottenstift geliefert, das einen der schönsten Schanigärten Wiens sein Eigen nennt. Die Meierei Diglas im Türkenschanzpark ist eine beliebte Location für Events wie Hochzeiten oder Taufen.

In der Wollzeile lässt es sich lecker frühstücken und die umfangreiche Speisekarte bietet alles, was das traditionsbewusste Genießerherz begehrt: Tafelspitz im Suppenkessel, Wiener Schnitzerl vom Kalb, Zwiebelrostbraten – und zum Nachtisch noch der berühmte Diglas Schokolade-Nuß Scheiterhaufen. Und abends lässt es sich täglich ab 19 Uhr herrlich bei einem Glas Wein zu dezenter Klaviermusik entspannen.

Café Central – Treffpunkt der Intellektuellen um 1900

Das wunderschöne Café Central steht bei Touristen ganz oben auf der To-do-Liste und daher heißt es am Eingang auch erstmal Schlange stehen. Meistens dauert das zum Glück nicht allzu lange und bereits beim Eintreten wird man für die kurze Wartezeit belohnt:

Als Teil des Palais Ferstel – ein prunkvolles Palais im Stile des venezianischen Trecento – bietet das Café Central eine einmalige Kulisse für die obligatorische Melange. Dazu lässt man sich noch eine kleine Köstlichkeit aus der üppigen Kuchenvitrine schmecken und schon fühlt man sich zurückversetzt ins dekadente Fin de Siècle, also die Zeit um 1900, als das Café Central seine Blütezeit erlebte.

Foto: © Café Central im Palais Ferstel

Als beliebter Treffpunkt der Wiener Intellektuellen und Persönlichkeiten wie dem Architekten Adolf Loos oder Schriftstellern wie Alfred Polgar, Stefan Zweig und Peter Altenberg ging das Café Central in die Geschichte ein und ist auch heute noch sehr auf diesen Ruf bedacht. Ach ja: Peter Altenberg sitzt nach wie vor täglich in seinem Lieblingscafé und widmet sich der Kaffeehausliteratur – du findest ihn als lebensgroße, Zeitung lesende Figur im Eingangsbereich.

Cafè Landtmann – Elegantes Ringstraßencafé mit bewegter Geschichte

Das Café Landtmann wurde 1873 von Franz Landtmann eröffnet und beansprucht für sich den Titel als „Wiens elegantestes Kaffeehaus“. Und tatsächlich: Als ehrwürdiges Wiener Ringstraßencafé gehört es nicht nur zu den ältesten Kaffeehäusern Wiens, sondern besitzt auch das Flair eines echten Gran Cafés.

Foto: © Feel Image

Nimm Platz auf den originalen Thonetsesseln aus der Kaiserzeit oder in einer der gemütlichen denkmalgeschützten Sitzlogen und lass deinen Blick über die opulenten Spiegel aus den Goldenen Zwanzigern schweifen. Wie viele illustre Persönlichkeiten wohl schon dasselbe gemacht haben? Eine ganze Menge – denn die Schriftstellerin und Friedenskämpferin Berta Zuckerkandl-Szeps veranstaltete in der Bel-Etage ihren literarischen Salon und versammelte mit Gästen wie Gustav Klimt, Arthur Schnitzler, Max Reinhardt und Franz Theodor Csokor die intellektuelle und kulturelle Elite des Landes um sich.

Heute ist das Landtmann mit seiner noblen Atmosphäre ein beliebter Treffpunkt für Schauspieler, Politiker und Journalisten, die sich im Erdgeschoß des Palais Lieben-Auspitz zu Pressekonferenzen treffen.

Café Sperl – Traditionsreiche Filmkulisse in Mariahilf

Auch außerhalb des ersten Bezirks gibt es wunderschöne traditionelle Wiener Kaffeehäuser. So das auf der Gumpendorferstraße, im hippen Mariahilf in unmittelbarer Nähe zum Museumsquartier gelegene Café Sperl, das seit seiner Eröffnung 1880 eine magnetische Anziehungskraft auf Schauspieler, Komponisten und Literaten ausübt:

Waren es einst Namen wie  Franz Léhar, Joseph Lewinsky oder Alexander Girardi, so zählen heute Robert Menasse, Michael Köhlmeier oder Thomas Sautner zu den Stammgästen dieses denkmalgeschützten Juwels der Kaffeehauskultur.

Kein Wunder, dass das Sperl bereits mehrfach als Filmkulisse diente, beispielsweise 2011 im Film „A Dangerous Method“ von Cronenberg oder etwa in „Before Sunrise“ mit Ethan Hawke und Julie Delpy.

Im Sperl findest du eine entspannte und inspirierende Umgebung, wo es sich bei einer großen Auswahl an Zeitungen (österreichische und internationale) und Wochenzeitschriften stundenlang sitzen und schmökern lässt.

Café Ritter – Altwiener Kaffeehaus auf der Mahü

Auf Shoppingtour auf der Mahü (so wird die Mariahilfer Straße von den Wienern genannt ) unterwegs und Lust auf eine Stärkung in gediegenem Ambiente? Dann nichts wie ab ins Café Ritter: Hohe Räume mit verzierten Stuckdecken, die edle Holzvertäfelung sowie Stilelemente aus den 50er Jahren verleihen dem Café Ritter eine traditionelle und stilvolle Atmosphäre und machen es somit zum beliebten Treffpunkt der Wiener.

Das Ritter ist übrigens das letzte große traditionelle Kaffeehaus direkt an der beliebten Einkaufsmeile Mariahilferstraße – ein Grund mehr, die Tradition zu wahren und dort einzukehren.

Noch mehr Inspiration für Wien findest du hier:

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